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Quereinsteiger - Autor Walter Neyses kam im Jahr 2008 von der Koaxial-Heli-Szene in die 600er Heliklasse. In seiner amüsanten Reportage berichtet er über seine Erfahrungen, erzählt von wahren Helden und einer tollen Männerfreundschaft. |
Eine kurze Geschichte der Zeit …
Reportage über die T-Rex Familie
Jede Zeit hat ihre Helden, Vorbilder und Legenden und der Blick durch ein vergangenes Zeitfenster kann uns etwas längst Vergessenes wieder ins Bewusstsein rufen. So nah und doch so fern, selten bleibt uns etwas aber eine längere Zeit im Gedächtnis. Dann kann man in der Regel von einem zeitprägenden Umstand oder einer revolutionären Sache ausgehen. Richtig – sonst würde ich die Sache nicht aufschreiben wollen, damit sie uns noch ein wenig in Erinnerung bleibt und man diese vielleicht nicht so schnell vergisst. Die Zeit ist schnelllebig und sie eilt voran. Also drücke ich in meine Computertastatur, um die Geschichte schnell aufzuschreiben, damit ich keine Einzelheiten vergesse – verdammt bekomme ich endlich die Kurve und sage Euch überhaupt, über was ich schreiben möchte. Jetzt erinnere ich mich … meine kurze Geschichte der Zeit.
Die Kumpels, die T-Rex Familie und die Frau auf dem Deskop
Ich blicke aus meinem Bürofenster des RC Line Büros, dann schweift der Blick auf meine Uhr. Es ist früher Samstagnachmittag – ich muss los, denn ich bin mit meinen Kumpels verabredet. Der Computer wird runter gefahren, das nette Mädel auf dem Deskop verschwindet. Das Auto jagt die Auffahrt rauf, im Kofferraum eine ausgestorbene Echse, zumindest trägt mein Modell-Heli den Namen eines putzigen Tierchens, das vor ein paar Millionen Jahren sehr große Milchzähne hatte und in Prinzip keine Feinde kannte. Auf dem Rücksitz sitzt brav angeschnallt mein T-REX 600, der in seiner Flanke einen Raptor 50 V.2 gleicher Größe neben sich sitzen hat. „Brav Jungs, ich will kein Gezanke hören auf den Weg zum Flugplatz“. An der Einmündung hinter unserem Haus trete ich noch mal kräftig auf die Bremse, ich muss noch mal zurück. Der T-REX und der Raptor küssen sich durch das scharfe Abbremsen – hoffentlich sind die beiden aufgeklärt. Ich habe tatsächlich noch meine Hausschuhe an. Meine Frau schüttelt ohne Kommentar den Kopf, als ich die Haustür noch mal aufsperre. „Bin schon wieder weg“. Jetzt geht es zum zweiten Mal an meinem Nachbar vorbei, den ich nun auch ein zweites Mal innerhalb einer Minute grüße. Nach einer Fahrt von 15 Minuten biege ich auf die letzte Gerade des Feldweges zu unserem Flugplatz. In der Ferne kann ich schon meinen Kumpel Klaus Uebber sehen, er ist gerade mit dem kleinen Bruder meines 600er in der Luft.
Klaus Uebber im Schwebeflug mit seinem T-Rex 500
Gekonnt fliegt er mit seinem T-Rex 500 über den Platz. Wenn das lästige Ausräumen aller Flugutensilien nicht immer wäre. So sieht man mich in den nächsten Minuten immer wieder vom Auto zum Modellabstellraum flitzen – hin und her und wieder her und hin. Hätte ich meine Ständerbohrmaschine noch in den Kofferraum rein bekommen, so wäre diese auch noch in den Genuss der Sonne auf dem Flugplatz gekommen. Zwei Kumpels begrüßen sich. Eine harte Arbeitswoche hat man hinter sich gebracht und man ist froh nun endlich wieder seinem Hobby frönen zu können. „Was Du alles wieder anschleppst“ staunt mein Kumpel Klaus und sogleich wird der T-Rex getankt. Die Fernsteuerung wird angeschaltet, der Starter der Startbuchse zugeführt, die 2in1 Einheit eingeschaltet und der Moment abgewartet, bis sich alles initialisiert hat. Kurzer Druck auf den Starter und der T-Rex ist wach. Rasch wird der bösen Echse noch eine Haube angezogen und es geht zum Startplatz. Die Rotorblätter drehen auf, eine blaue Rauchfahne weht über den Rasen und der Sound der Echse tönt über den Platz.
Das Urgestein der Dinosaurierzeit hebt ab, dreht sich um 90 Grad und fliegt davon, um in der Ferne die erste Kurve zu nehmen. In einer langen Geraden donnert die Echse nun erstmalig vorbei. Nach einer weiteren Kurve wird die Echse vor meine Nase geparkt, sie steht regungslos in einer Höhe von etwa 15 m. Was jetzt kommt ist meinem Kumpel klar – ein Dauerdreher der Echse um die eigene Achse. Das Drehen wird irgendwann mal abgebrochen und im Bruchteil einer Sekunde steht sie wieder wie zu Beginn der Dauerdrehung mit dem Heck zu meiner Nase und weiter geht’s. „Oh ein Looping macht der Herr heute auch“, bemerkt Klaus und der T-Rex wird zur Landung eingeflogen. Nun folgt das obligatorische Quatschen zweier Kumpels in zwei bequemen Klappstühlen. Der blaue Dunst der nun über den Platz weht, stammt von zwei selbst gedrehten Zigaretten. Schweres Gerät nähert sich dem Flugplatz, ein tiefer gelegter Audi S4 braust an. Der dritte im Bunde wird per Handschlag begrüßt. Die Reihe der abgestellten T-Rex Modelle wird größer. Ein T-Rex 600 und ein 700er gesellen sich dazu.
Zu langsam ... da ist Kollege Karsten Wagner schneller und fliegt bereits, wo unser Autor noch den Raptor vorbereitet.
Der Raptor steht etwas blass daneben, behält aber noch die Fassung. „Ist ja gut Rapi – kommst auch gleich dran“.
Ein 3D-Profi - Karsten Wagner. Er fliegt sowohl den 600er T-Rex elektrifiziert und in der Verbrennerversion. Mit seinem Heli ist er auch gerne mal kurz über der Rasenkante unterwegs.
Videobeitrag:
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Karsten Wagner in Aktion mit seinem T-Rex 600 |
Unser Kumpel Karsten ist aber wieder mal schneller, der 700er dröhnt schon, bevor mein Raptor andeutet, dass der Tank voll ist. In voller 3D-Manier wird der 700er von Karsten durch die Luft gepeitscht. Ein Wirrwarr an wilden Figuren wird abgeflogen, deren Namen wir selbst nicht kennen, die aber bei einer weiteren Zigarette bestimmt noch ihre Zuordnung finden werden.
... kurz über der Rasenkante - der T-Rex 700 von Karsten Wagner
Nun liegt der 700er T-Rex im Rücken kurz über der Landebahn, um wenige Sekunden später mit einer langen blauen Rauchwolke gegen den Himmel zu fliegen – immer höher und höher. Irgendwann nach der hundertsten Rolle oder dem zwanzigsten Flipflop (oder heißt es Flipper?), setzt Karsten zur Landung an. Unsere Hälse sind etwas verkrampft, die Verfolgung seines Hubschraubers am Himmel war nicht immer leicht. Gerade will ich nach meinen Raptor greifen, hat Karsten seinen T-Rex 600 schon in Richtung Startplatz gebracht und ist Sekunden später schon wieder in der Luft.
So ist er halt. Wieder steigt Zigarettenrauch aus dem Bereich der Klappstühle auf. Zuschauer könnten meinen, eine Papstkonklave findet vor Ort statt. „Annuntio vobis gaudium magnum“ (Ich verkünde euch große Freude) – nach weiteren 5 Minuten landet er endlich wieder. Karsten grinst über beide Ohren, als er zu uns in den Modellabstellraum zurückkommt. Auch wir strahlen über beide Ohren, jetzt sind wir wieder dran. Zwei alte Hasen sind wenige Augenblicke später mit ihren Helis in der Luft.
Die große Sause
Wenn sich Männer treffen, huldigen sie in erster Linie ihrem Mannstatus, wie Biertrinken, rauchen, über Frauen lästern und natürlich der Pflege ihres Hobbys.
Manche Anläufe zum Treffen gehen dann in einem Internetforum über 100 Seiten. Ja – man glaubt es nicht, ein ganzer 100 Seiten Thread bei rc-heli.de über „Wann, Wo, Wieso und Warum nicht Was“.