Im Test - T-Rex 700 von Align
Ich hatte die einmalige Gelegenheit einen der wenigen Prototypen des neuen T-Rex 700 die es in Deutschland zur Zeit gibt, noch vor der offiziellen Vorstellung durch Align und dem Verkaufstart zu Bauen und zu Fliegen.
bigger is better ...
Ein 90er Heli ist ein 90er Heli und wohl mit nichts zu vergleichen. Natürlich sind die Leistungen, insb. die der Elektro-Helis, in den letzten Jahren enorm gestiegen, aber wer selber schon mal einen solchen Heli geflogen hat kennt den Unterschied zu kleineren Modellen. Alles läuft irgendwie weicher, runder und trotzdem mit mehr Leichtigkeit ab. Nicht verwunderlich also das auch Align in den Markt der 90er Modelle einsteigt und auch den Spagat zwischen extrem leichter Konstruktion und genügend Stabiltät versucht. Wie gut das gelungen ist wollen wir hier zeigen.
Jason Krause ist seit einiger Zeit mit in der Entwicklungabteilung bei Align tätig und ist maßgeblich für den neuen T-Rex 700 verantwortlich. Dies ist auch am Rotorkopf, der eine gewisse Ähnlichkeit zu dem des Synergy (von JK selber entwickelter Heli) nicht verleugnen kann, zu sehen. Wer nun mit einem aufgeblasenen 600er rechnet wird positiv überrascht sein: natürlich sind einige Dinge vom 600er übernommen, aber gerade die beim 90er hoch belasteten Teile sind neu entwickelt worden.
Bemerkenswert ist, dass nicht nur der komplette Rotorkopf sondern auch alle Umlenkhebel aus schwarz eloxiertem Aluminium hergestellt sind. Hier ist Tuning also absolut überflüssig. Alles ist doppelt Kugelgelagert (sogar die Y-Gelenke am Pitchkompensator) und die gesamte Anlenkung ist nahezu spielfrei. Die neue Taumelscheibe hat einen konischen Innenteil der sehr große zyklische Ausschläge (> +/-10°) zulässt. Die Form der Blatthalter erinnert, wie schon erwähnt, an den Synergy, die restliche Mechanik ist dann wieder sehr ähnlich zu den übrigen T-Rex Modellen. Nur eben deutlich massiver ausgeführt. Aber da sich das Konzept bereits bewährt hat muss man es ja auch nicht zwingend ändern. Die hohle (!) Blattlagerwelle hat einen Durchmesser von 10 mm, die hohle Rotorwelle 12 mm. Hier trägt man den sehr hohen Belastungen beim 3D Flug Rechnung und versucht trotzdem sehr leicht zu Bauen. Erwähnenswert ist dass das Zentralstück nicht nur über eine Schraube mit der Rotorwelle verbunden wird, sondern auch noch zusätzlich über zwei M4 Inbusschrauben direkt mit der Rotorwelle verschraubt wird. Neu sind auch die Kugelgelenke, die zwar das gleiche Maß wie beim 600er haben, aber aus einem anderen Kunststoff bestehen, sie laufen ohne Nacharbeit sehr leicht und vermitteln doch ein besseres Gefühl als die des 600ers.
Die Seitenteile bestehen aus 2 mm CFK Platten, die in Verbindung mit den Alu Domlagerplatten und andern Chassisverbindungen ein sehr steifes Chassis bilden. Das Material ist im Gegensatz zum 600er schon für sich genommen sehr viel stabiler als man es bisher gewohnt ist. Zu sehen ist hier auch, dass die Taumelscheibenführung durch den Nickhebel erfolgt, das spart wieder das Gewicht einer zusätzlichen Führung. Alle Umlenkhebel sitzen auf einer gemeinsamen Welle. Die Anlenkung der Servos erfolgt dann wieder wie gewohnt über Push-Pull Gestänge.
Das Heckservo sitzt wie beim 600er vorne in der Mechanik und ist damit etwas besser vor Ölnebel geschützt. Die Anlenkung zum Heck erfolgt über einen zusätzlichen Umlenkhebel hinten im Chassis und das vordere Gestänge wird mittels eines CFK Rohres gegen Schwingungen versteift. Der Tank fasst 660 ml und sollte so auch im 3D Flug mit viel Nitro im Sprit für angemessene Flugzeiten sorgen. Filter und Zubehör liegt bei, ein Glühkerzenfernanschluss derzeit noch nicht. Hier sollte man sich schon während des Baus Gedanken machen um nicht unnötig wieder alles auseinander nehmen zu müssen. Ich habe mich für die klassische Variante mit Chinch-Buchse und Krokoklemme entschieden.
Die Bohrungen für die Drehzahlreglermagnete sind ungewöhnlicherweise in der Kupplungsglocke. Auch hier sollte man sich schon vor dem Bau Gedanken machen, ob und welchen Drehzahlregler man einbaut, da die Stelle nachher nur noch schwer zugänglich ist. Die Aufnahme ist für den Align Regler RCE-G600 vorgesehen, der den notwendigen, abgewinkelten Halter enthält. Bei anderen Lösungen muss man sich einen passenden Sensorhalter selber basteln. Der 'Vorbau-Schnabel' nimmt die komplette Elektronik inkl. Empfängerakku auf. Mit einem 120 g LiPo Akku passt der Schwerpunkt auf Anhieb.
Das Getriebe hat Modul 0.7 (Hauptzahnrad 168 Zähne, Kupplungsritzel 20 Zähne) und ist 8,2:1 untersetzt. Die Kufenbügel sind wieder vom 600er, nur die Kufenrohre sind ein Stückchen länger. Neu ist die Verwendung eines Kippkörperfreilaufs, der wohl nahezu unzerstörbar sein dürfte. Das eigentliche Freilauflager ist noch mal mit zwei zusätzlichen Kugellagern oben und unten abgestützt. Hier hat man doch aus den Fehlern beim 600er gelernt.
Hier sieht man auch die zusätzliche Bodenplatte zur Versteifung des Chassis. Das Kühlgebläse saugt Luft von unten an und erzeugt trotz recht kleinem Durchmessers, soviel sei schon mal vorweg genommen, einen erstaunlichen Luftstrom der mit dem eng anliegenden Luftschacht für eine gute Kühlung des Motors sorgt.
Das Heckrohr hat wie beim 600er einen Durchmesser von 21,6 mm und auch der Starrantrieb ist dem des 600er recht ähnlich. Neu ist die Sicherung der Verzahnung in der Antriebswelle, auch die Ritzel sind mit den Wellen verstiftet. Das Heckgehäuse aus Aluminium ist ebenfalls neu, die Heckrotorwelle hat einen Durchmesser von 6 mm. Die komplette Anlenkung ist kugelgelagert und aus Alu, lediglich die Blatthalter und der doppelt kugelgelagerte Anlenkhebel sind dann wieder aus Kunststoff. Die Blatthalter enthalten wie beim 600er ein Radial- und ein Axialkugellager. |
Das Seitenleitwerk aus 2 mm CFK ist ausreichend stabil und auch mit 105 mm Heckblätter hat man noch sehr viel Bodenfreiheit am Heck.
Die Heckabstrebung aus CFK liegt fertig bei und wird am Heckrohr mit einer recht aufwändigen Aluminiumschelle verschraubt. Das kleine Höhenleitwerk hat hier nur optische Funktion. Die Führung der Heckanlenkung mit nur 3 Führungsschellen hat sich als nicht ausreichend herausgestellt, die Anlenkung hat, wohl z.T. Aufgrund des noch recht rau laufenden Motors, stark vibriert. Ich habe hier eine vierte Abstützung nachgerüstet.
Ansonsten gibt es nicht sehr viel zum Aufbau zu berichten, alle Teile sind sehr passgenau, alles ist sauber und ordentlich in Baugruppen verpackt wie man es bisher von Align gewohnt ist. Die Optik der Teile kommt aber nicht ganz an die der teureren Modelle heran. Dafür bekommt man eine mehrfarbig lackierte GFK Haube an der keinerlei Nacharbeit erforderlich ist.
Hier der Größenvergleich aller T-Rex Modelle: von links: T-Rex 700, T-Rex 600, T-Rex 500 und T-Rex 450.
Das obligate Posing vor dem Erstflug.
Die verbauten Komponenten:
* T-Rex 700 * Taumelscheibenservos: BLS 451 * Heckservo: BLS 251 * Kreisel: Spartan ds760 * Gasservo: DS8025 * Spektrum AR9000 * emcotec DPSI Micro MPS RV mit flightpower 2S1P evolite 2500 mAh * Motor: OS MAX 91 SZ-H * Dämpfer: Hatori 90FS-3D 938 * RCE-G600 Drehzahlregler * Radix 710 mm SB * FFZ Paddel von Hirobo * Wildcat HeliMix DLV, 30% Nitro
Die Einstellungen wurden aus der Anleitung übernommen, die angegeben Gestängelängen passen sehr gut. Allerdings ergeben sich extreme Pitchwerte die nicht unbedingt anfängerfreundlich sind. Für die Schwebeflugphase habe ich die Pitchwerte auf -6° bis + 10° beschränkt (möglich sind -/+ 14°). Die zyklischen Werte habe ich aber auf dem Maximum belassen, da mag ich es nicht, wenn der Heli zu träge wird. Hier verwende ich i.d.R. auch kein DualRate oder Expo und in der Praxis hat sich gezeigt, dass dies bei den verwendeten Hirobo FFZ Paddeln auch nicht notwendig ist. Die Paddel (es liegen dem Baukasten im Moment keine bei) haben eingesetzte Gewichte von denen ich das schwerere Bleigewicht gleich entfernt habe und sich so die Agilität sogar zwischen zwei Flügen blitzschnell einstellen lässt.
Der Motor sprang sofort an und es stellte sich auch ein recht stabiler Leerlauf ein, die Markierungen am Vergaser erleichtern das Einstellen des Gasgestänges ein wenig und ein bisschen Erfahrung hat man ja. Die Gaskurve musste noch deutlich nach unten korrigiert werden und bei einer Drehzahl von nur ca. 1400 U/min hebt der T-Rex butterweich ab, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht. Dank guter Voreinstellung auf der Werkbank passte auch der Spurlauf. Neu war für mich das Steuergefühl auf dem Heck mit dem Spartan ds760. Hier zeigte sich, dass die zur Vorsicht eingestellten 30% Expo viel zu viel waren. Ich habe den Wert hier auf 10% verringert. Damit habe ich mein gewohntes Verhalten am Heck, wobei das Setup des Kreisels noch nicht 100 % passt. Die ersten 3 Tankfüllungen wurden so bei wechselnder Drehzahl verflogen um den Motor langsam an seine zukünftige Bestimmung zu gewöhnen. Schon hierbei zeigte sich die große Eigenstabilität des T-Rex 700 bei gleichzeitigem unglaublichen Leistungsüberschuss. Der Heli fühlt sich an als müsse man ihn permanent im Zaum halten und er würde ständig sagen: "nu' lass' mich doch mal!".
Die zweite Flugphase wurde mit symmetrischen Pitchwerten (-/+11°) versehen und die Drehzahl hier auf 1650 U/min angehoben. Auf die zyklischen Funktionen hab ich eine Gasbeimischung von 20% programmiert.
Nun zeigt der T-Rex schon was in ihm steckt: Speedflug, riesige Loopings und Rollen schüttelt er so aus dem Ärmel. Einfach unglaublich was für eine Leistung dahinter steckt. Zum Vergleich: der T-Rex 700 ist mit seinen 4380 g über 1 Kilogramm (!) leichter als meine Hirobo Freya! Trotzdem läuft der Heli, auch mit den sehr leichten Radix 710 StickBanger, schnurgerade, zeigt keinerlei Tendenzen zum Aufbäumen oder Unterschneiden. Er macht einfach genau das was er soll. Hier zeigt sich die Erfahrung von Jason Krause im Abstimmen eines Rotorkopfes. Genau so muss ein Heli fliegen.
Besonders bemerkenswert ist noch die recht lange Flugzeit. Ich komme auf 10-12 min Flugzeit, trotz des noch sehr fett eingestellten Motors. Dies wird größtenteils noch an der moderaten Drehzahl liegen, wobei ich für meinen Teil gar nicht mehr brauche. Aber so 1900 U/min sind sicher drin. Mir persönlich gefällt das sehr sonore, wunderbar leise Geräusch des Helis. Ein Vereinskollege meinte: "Brennt Dein Lipo? Oder wieso qualmt der T-Rex so?". Der Heli ist wirklich extrem leise und braucht sich hinter manchem Elektroschreihals nicht zu verstecken. Dazu kommt das Rotorblattgeräusch, das einem kalte Schauer über den Rücken jagt.
Ich hoffe das wir in den nächsten Tagen noch ein Video nachreichen können.
Pro:
- durchdachte, leichte Konstruktion - extrem stabil wo es drauf ankommt - sehr passgenaue Teile - fertig lackierte GFK Haube - groß dimensionierte Kupplung die seidenweich im genau richtigen Bereich greift - Kippkörperfreilauf - gute Kühlung - hervorragende Flugeigenschaften
Contra:
- teilweise 'billig' wirkende Teile - Haube stößt an den Auspuff (ist vom Dämpfer abhängig) - keine Paddel im Baukasten (Vorserie!) - viele, spezielle Schaft- und Linsenkopfschrauben
Fazit:
Align hat mit dem T-Rex 700 die 90er Klasse neu definiert. Das geringe Gewicht und die durchdachte Konstruktion sprechen für sich. Andere Hersteller werden sich daran messen lassen müssen. Und wer noch vor 3 Jahren über den 'Staubsaugerhersteller aus Fernost' gelacht hat, bei dem ist spätestens jetzt das Lachen verstummt.
Bezugsquelle:
www.rc-city.de
www.freakware.com
|