WALKERA DRAGONFLY 38 2,4GHz
Ein Schwergewicht lernt fliegen
Als optische Vorlage zum neuen Tandem-Koaxial-Hubschrauber Walkera Dragonfly 38 diente das Original einer Boeing Vertol CH-46. Dieser amerikanische Transporthubschrauber verfügte über zwei gegenläufige Rotorpaare, die den Einsatz eines Heckrotors unnötig machte. Dieses Antriebsprinzip hat nun die Firma Walkera in ihrem neuen Modell mit zwei Koaxialantrieben umgesetzt und bringt damit einen weiteren Vertreter eines Tandem-Koaxialhubschraubers auf den Markt. Die Rumpfhülle ist in den Farben natogrün, rot und schwarz umgesetzt. In der Mechanik kommen hochwertige Aluteile zum Einsatz. So sind der Rotorkopf, die Taumelscheibe und die Zentralstücke der jeweiligen Antriebseinheit aus Aluminium gefertigt. Die beiden Alu-Rotorköpfe sind blau eloxiert und die beiden Alu-Taumelscheiben sind gut sichtbar rot eloxiert. Somit verfügt das Modell bereits über ein sinnvolles Tuning im Bereich der Mechanik. Mit einer Rumpflänge von 565 mm übertrifft er alle derzeitigen Koaxial-Helis in ihrer Größe. Auch sein Abfluggewicht ist mit satten 760 g deutlich höher als vergleichbare andere Modelle.
Das Modell ist komplett vormontiert und ist im Prinzip nach der Entnahme aus dem Kaufpaket direkt flugfertig. Das Kaufpaket beinhaltet zudem eine 2,4 GHz Fernsteuerung, einen 2200mAh Lipo-Akku, ein Ladegerät und ein paar Ersatzrotorblätter. Die für den Betrieb der Fernsteuerung notwendigen acht Mignonzellen sind im Kaufpaket nicht integriert. Eine ausführliche Bedienungsanleitung führt den Piloten durch alle wichtigen Bedienungsoptionen. So wird in dieser Anleitung auch dokumentiert, wie man die Fernsteuerung, die sich bei der Auslieferung im Mode 2 befindet (Gas links), auch in den Mode 1 (Gas rechts) umschalten lässt. Dazu befindet sich im Gehäuse der Fernsteuerung ein kleiner Modeschalter, der einfach nur umgelegt werden muss. Im nächsten Schritt wird auf der gewünschten Neutralisierungsseite die kleine Kreuzschraube entfernt, welche den Haltebügel neutralisiert und diese Schraube wird nun auf der anderen Steuerknüppeleinheit verschraubt.
Der Aufbau
Ein Vierkant-Aluminiumträger bildet das zentrale Bauteil zum Walkera Dragonfly 38. Die vordere und hintere Antriebseinheit sind über eigene Kunststoffträger mit dem Aluträger verschraubt. Auf den jeweiligen Kunststoffträgern sind jeweils zwei 370er Antriebsmotoren vor und hinter der entsprechenden Rotorwelle platziert. Somit sorgen insgesamt vier 370er Motoren für die entsprechende Leistung, um das hohe Abfluggewicht von 760 g zu stemmen. Die jeweiligen Rotorwellen weisen kein erkennbares Spiel in der Kunststoffführung auf. Am vorderen Kunststoffträger ist das Bugfahrwerk montiert. Der stabile Kunststoffträger für das Heckfahrwerk wurde mit einigen Verstrebungen sehr stabil realisiert und wurde etwa 5 cm vor der hinteren Antriebseinheit am Aluträger verschraubt. Die Stromkabel der Motoren werden über den Aluträger geführt und sind in der Mitte des Modells mit dem Regler verbunden. Die Anlenkung der beiden Taumelscheiben erfolgt jeweils für die Funktion Nick und Roll über eine separate Anlenkstange, die für jede Steuerfunktion mit einem eigenen Servo angesteuert wird. Ein Servo steuert also gleichzeitig die vordere und hintere Taumelscheibe an. Der große Lipo-Akku findet seinen Platz in einer Kunststoffzelle, die mittig am Aluträger verschraubt wurde.
Startvorbereitungen
Vor dem ersten Start muss zuerst die horizontale Lage beider Taumelscheiben überprüft werden. Dazu werden zuerst der Gasknüppel und dessen Trimmhebel in die jeweilige unterste Position geschoben. Der Steuerknüppel für Nick und Roll und deren beider Trimmhebel müssen in die neutrale Position (Mittestellung) geschoben werden. Anschließend wird die Fernsteuerung eingeschaltet um im direkten Anschluss das BEC-Kabel des Lipo-Akkus mit dem Empfänger zu verbinden. Nach der Initialisierung stellen sich die Servos in die Neutralstellung. Die beiden Taumelscheiben müssen nun in einer waagerechten horizontalen Linie stehen. Sollten die beiden Taumelscheiben nicht in der wichtigen waagerechten Position sitzen, so werden die Kugelkopfpfannen von den beiden Taumelscheiben mittels einer Zange entfernt. Die Anlenkhebel, die nun von der Taumelscheibe gelöst wurden, verfügen über ein Gewinde, d.h. der eigentliche Kugelkopf ist per Gewinde auf diesem Anlenkhebel aufgedreht. Durch eine entsprechende Drehung an diesem Kugelkopf, kann der jeweilige Anlenkhebel nun verlängert oder verkürzt werden. Steht die Taumelscheibe nach hinten zum Heck verschoben, so müssen die beiden Hebel verlängert werden. Diese werden entsprechend durch Drehung verkürzt, sollte die Taumelscheibe zum Bug geneigt sein. Wichtig ist die gleichmäßige Anzahl von Umdrehungen der jeweiligen Anlenkhebel einer Taumelscheibe. Dieser Eingriff lässt sich in wenigen Minuten durchführen. Dabei ist eine Demontage der eigentlichen Rumpfhülle nicht notwendig, da man an den oberen Einlässen der Rumpfhülle ohne Probleme mit einer Zange die Anlenkhebel erreichen kann. Unser Testmodell wies nach der Entnahme aus der Verkaufspackung eine deutlich schief stehende Taumelscheibe auf und musste somit erstmal kalibriert werden. Ein Austrimmen über die Trimmhebel war im ersten Probeflug nicht möglich.
Der Erstflug
Ein Tandem-Koaxial-Heli verursacht durch seine beiden Antriebseinheiten enorme Luftverwirbelungen am Boden. Auch in einer sicheren Ausgangshöhe sorgen die vier Rotorblattebenen für starke Luftströme, die sehr schnell vom Inventar auf das Modell zurück reflektiert werden. Ein sicherer und vernünftiger Flug ist in Wohnräumen daher nicht gewährleistet, das Modell gehört definitiv in eine Sporthalle. Beim Start ist ein beherztes Gasgeben notwendig. Wird die Gasvorwahl nur sporadisch nach vorne geschoben, schiebt das Heck zur Seite oder beim Abheben tänzelt das Modell mit dem Heck einwenig um die Hochachse. Nachdem das Modell in einer Sporthalle sicher gestartet wurde und sich etwa in einer Höhe von 1 m befindet, beginnt man mit dem Austrimmen. |
Bei meinem Erstflug kam das Modell langsam rückwärts auf mich zugeflogen, obwohl der Trimmhebel für Nick in seiner Maximalstellung nach vorne geschoben war und ich den Steuerknüppel ebenfalls nach vorne hielt. Der Heli ware somit nicht steuerbar. So wurde das Modell von mir erstmal wieder gelandet, um im Anschluss die Anlenkhebel der Taumelscheiben anzupassen. Mein kurzer Eingriff in die Mechanik zeigte eine positive Wirkung im Flugverhalten, da ich nun das Modell in Wirkrichtung für Nick problemlos austrimmen konnte. Das Modell stand nun erstmalig im Schwebeflug, ohne erkennbaren Tendenzen in einer Achse auszubrechen. Einem ersten Rundflug folgte ein Rückwärtsflug. Es folgte eine erste Zielpunktlandung und eine erste Pirouette um die eigene Achse. Insgesamt wirkt der WALKERA DRAGONFLY 38 in der Werkseinstellung sehr träge, das Modell fliegt behäbig und die Steuerbefehle werden mit einer gewissen Verzögerung umgesetzt. Die Flugzeit pendelt sich zwischen 7 bis 8 Minuten ein. Leider wurde zur Akkuüberwachung kein optischer Lipo-Saver realisiert, der den Piloten rechtzeitig an eine notwendige Landung per LED warnt. So sollte bei merklichem Verlust der Drehzahl unmittelbar gelandet werden, um eine Tiefendladung des Akkus vermeiden zu können.
Der Außeneinsatz
Vor einem Außeneinsatz sollte der Pilot gewährleisten, dass das Modell im Flug in einer Sporthalle eine ausreichende Vorwärtsbewegung umsetzen kann, dies gilt auch für die Rollfunktion. Das Modell darf sich nicht nur geringfügig nach vorne steuern lassen, sondern es muss ein merklicher Vorschub nach vorne und seitlich zu erkennen sein. Gegebenfalls muss der Servoweg vergrößert werden. Der Servoweg lässt sich am Extent-Podi der 3 in 1 Einheit verstellen. Eine Drehung im Uhrzeigersinn erhöht merklich den Servoweg. Bei leichtem Wind kann an geringer Ausschlag für Nick und Roll ein Abtreiben des Modells zu Folge haben. Die große Rumpfhülle des Modells bietet dem Wind auch eine große Angriffsfläche. Für einen reibungslosen und sicheren Betrieb im Außenbereich ist eine absolute Windstille eine Grundvoraussetzung. Unter diesem Vorraussetzungen macht der Außeneinsatz auch Spaß.
Im Fokus
Am Markt findet man seit einem Jahr mehrere Tandem-Koaxial-Hubschrauber unterschiedlicher Hersteller. Mit dem Walkera 38 reiht sich ein absolutes Schwergewicht in die Koax-Oberklasse ein und das Modell setzt sich mit seinen Abmaßen direkt an die Spitze der Großen. Wegen seiner Oberweite und seinem Übergewicht wirkt der Riese im Flug sehr träge. Wie sein großes Vorbild der Boeing Vertol CH-46 wirkt der Flug dennoch sehr vorbildgetreu. Agilität ist nicht seine große Stärke. Das Modell reagiert sehr langsam auf entsprechende Steuerbefehle. Mit der Umsetzung von bereits eingebauten Tuningteilen und der Realisierung der Fernsteuerung als 2,4 Ghz Technik kann das Kaufpaket punkten. Ein zusätzlich integrierter Lipo-Saver würde das Gesamtbild weiter positiv abrunden. Eine notwendige Kalibrierung der Taumelscheiben ist leider nicht auszuschließen. Die Ausschläge der Anlenkhebel sind in der Werkseinstellung zu geringfügig eingestellt, dies macht einen größeren und stärken Steuerknüppeleinsatz notwendig. Deshalb ist der Walkera Dragonfly 38 für Anfänger eher nicht zu empfehlen, die Koaxfreaks kommen dennoch auf ihre Kosten.
Pro
- Tuningteile wie Alurotorköpfe und Alu-Taumelscheiben
- 2,4 GHz Fernsteuerung
- gutmütiges Flugverhalten
Contra
- im Test war eine Nachjustierung der Taumelscheiben und des Servoweges notwendig - auspacken, einschalten und fliegen war erstmal nicht möglich
- nur bedingt „anfängertauglich“
- die Anlenkungen sind in der Werkseinstellung zu klein eingstellt
Technische Daten:
Rotordurchmesser: |
400 mm |
Länge |
575 mm |
Gewicht |
768 g |
Inkl. Motor |
4x 370er Brushed |
Empfohlener Antriebsakku |
Lipo 2200/2S (im Lieferumfang) |
Besonderheiten |
Alu-Rotorkopf |
RTF (mit RC) |
2,4GHz Sender und Empfänger |
Preis: 189,- Euro
Videobeitrag:
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